Sind Corporate Podcasts nur ein Hype?

Podcasts sind kein neues Phänomen. Seit einiger Zeit feiern sie jedoch ein Revival und auch Unternehmen mischen verstärkt als Podcaster mit. Doch ist das alles wieder nur ein Hype oder sind Podcasts ein ernstzunehmendes Marketinginstrument?

Laut einer Studie von AS&S Radio und Facit Research kennen 56 Prozent der Deutschen den Begriff Podcast. 29 Prozent haben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal einen Podcast gehört und 15 Prozent der Befragten geben an, Podcasts sogar wöchentlich zu hören. Laut einer repräsentativen Bitkom-Umfrage sind Podcasts besonders bei jungen Menschen gefragt: Bei den 16- bis 29-Jährigen hören 35 Prozent Podcasts.

Chancen für Unternehmen

Für Unternehmen bieten Podcasts eine Reihe an Chancen: Podcasts können die Kundenbindung ­stärken und Hörer, die sich für ein bestimmtes Thema ­interessieren, auf das Unternehmen aufmerksam machen. Markenbotschafter und CEOs­ werden nahbar und sympathisch, weil die menschliche Stimme authentischer wirkt als das geschriebene Wort. Das zahlt auf die Marke ein. Zu beachten ist allerdings, dass sich der Einsatz von Podcasts erst langfristig lohnt. Es ist kein Marketinginstrument für kurzfristigen, finanziellen Erfolg.

Hier mal ein paar konkrete Beispiele, wo der Einsatz eines Corporate Podcasts sinnvoll ist:

  • Podcasts zur Etablierung eines Experten-Status, z.B. als CEO-Talk oder Interview mit Fachleuten. Podcasts können inhaltlich in die Tiefe gehen, weil sie eine gewisse Länge haben, i.d.R. 30-60 Minuten.
  • Podcasts als Recruiting-Instrument, wenn ehrliche Einblicke in den Berufsalltag gegeben werden. Unternehmen wollen auf einer persönlichen Ebene den Zuhörer erreichen. Emotionen können besser vermittelt, somit Distanz abgebaut und eine vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen werden.
  • Podcasts für den Kundensupport. Es können häufig auftretende Fragen geklärt werden.
  • Podcasts als internes Kommunikationsinstrument, das vor allem Mitarbeiter ohne festen Computer-Arbeitsplatz oder die im Außendienst Arbeitenden über neueste Themen und Produkte auf dem Laufenden hält.

Warum überhaupt einen Podcast produzieren?

Podcasts sind der ideale Begleiter im Alltag. Sie sind zeit- und ortsunabhängig sowie offline konsumierbar und können parallel zu anderen Tätigkeiten gehört werden, beispielsweise im Zug, im Auto, beim Sport, beim Putzen oder Kochen, am Strand oder in der Mittagspause. Menschen abonnieren Podcasts, weil sie sich für ein spezifisches Thema interessieren – im Unterhaltungsbereich vielleicht auch wegen des Interesses an den handelnden Personen. Unternehmen erreichen also eine tendenziell kleinere Zuhörerschaft und kein Massenpublikum. Oder anders gesagt: Premium-Rezipienten, ohne Streuverluste.

Konzeptionelle Fragen

Das heißt wiederum auch, dass Unternehmen überzeugen müssen. Sie müssen sich in der Konzeptionsphase intensiv Gedanken darüber machen, warum sich jemand bewusst zum Anhören ihres Audioformats entscheiden sollte. Diesen Content-Shift, also den Aspekt, der den Podcast einmalig macht, gilt es herauszuarbeiten.

Weiter sollte geklärt werden, wer die Moderation übernimmt und warum. Stichworte sind hier: Die Moderation hat eine angenehme Stimme und eine klare Aussprache und ist in der Lage, ein Gespräch aufzubauen und zu halten. Zudem muss geklärt werden, ob diejenige Person sichtbar werden soll (Repräsentanz des Podcasts).

Zum Format: In deutschen Podcasts sind Interviews und Zweiergespräche sehr verbreitet. Dabei gibt es noch so viele andere, tolle Formate wie Dokumentationen, Ratgeber, Reportagen, Shows und Features. Weiterhin müssen neben dem thematischen Schwerpunkt und der Tonalität folgende Aspekte durchdacht werden: Monologisch oder dialogisch? Soll es Rubriken geben? Was sind Alleinstellungs- und Wiedererkennungsmerkmale? Erscheinungsrhythmus? Wie sehen Begleitmaßnahmen für Kommunikation und Marketing aus? Soll es z.B. eine Landingpage geben oder einen Newsletter? Soll Werbung geschaltet werden?

Aufwand eines Podcasts

Bei aller Audiophilie sollte auch der Aufwand, der hinter der Produktion eines Podcasts steht, betrachtet uund nicht unterschätzt werden. Dazu gehören der zeitliche und ­personelle wie auch der technische Aufwand für Vorbereitung, Produktion, ­Nachbearbeitung und Veröffentlichung eines Podcasts. Wer das nicht in Eigenleistung erbringen will, kann einen Podcast auch extern produzieren ­lassen.

Erfolgsmessung von Podcasts

Podcasts schön und gut, aber was kommt am Ende dabei heraus? Wie bei jeder Maßnahme sollte eine Erfolgsmessung etabliert werden, die Schwachstellen aufdeckt, damit diese behoben werden können. Leider sind Podcasts ein Medium, das im Vergleich zu anderen Kanälen noch vergleichsweise schlecht zu messen sind. Indikatoren sind zum Beispiel die Zahl der Abonnenten und Downloads / Aufrufe. Das allein sagt aber noch nicht aus, ob die heruntergeladene Folge auch gehört wurde und wenn ja, wie lange. Weitere Metriken hängen vom Hoster ab. Soundcloud gibt zeigt Gefällt-mir-Angaben auf der Plattform, den Wiedergabeort (iOS-App, Android-App oder Website) und Top-Länder an. Über Apple Podcasts kann die durchschnittliche Hördauer in Prozent eingesehen werden. 

Um aussagekräftige Ergebnisse zum Erfolg eines Podcasts zu bekommen, müssen Podcaster jedoch selbst aktiv werden. Wie bei anderen Branding-Kanälen auch üblich, muss z.B. eine qualitative Hörerbefragungen durchgeführt werden und auch soziale Netzwerke beobachtet werden.

Fazit

Das Thema Audio bietet für Unternehmen eine ganze Reihe an Chancen. Insbesondere Podcasts eignen sich gut, eine langfristige Bindung zu bspw. Kunden aufzubauen. Damit das gelingt, müssen sie aus der Masse der Podcasts herausstechen und die Zeit, die ihnen die Menschen schenken, sinnvoll und mit Mehrwert füllen.

Foto: Austin Distel on Unsplash

Storytelling-Canvas

Content Creation, Vorträge, Leadership: Wir wissen schnell, was wir sagen wollen. Wie wir es kommunizieren wollen und welche Argumente mit einbezogen werden müssen, damit wir überzeugen, wird oft vernachlässigt. Etwas, das mir im Alltag hilft, diese Struktur zu finden, ist das Storytelling-Canvas. Eine einfache und effektive Art, Gedanken zu sammeln und zu gliedern.

Der Aufbau des Canvas ist selbsterklärend und das zugrunde liegende Framework sollte bereits bekannt sein. Auf alle wesentlichen Bestandteile guten Storytellings bin ich an anderer Stelle eingegangen.

Beginne mit der Box, mit der du dich am Wohlsten fühlst. Wenn du zum Beispiel eine klare Vorstellung von der Schlüsselbotschaft hast, die du am Ende kommunizieren möchtest, dir aber noch einige der Argumente fehlen, ist das absolut in Ordnung. Dann weißt du, an welchen Stellen du noch tiefer einsteigen musst.

Download des Storytelling-Canvas (lizensiert unter CC BY-SA 4.0)

Storytelling Canvas

Mittelpunkt Mensch

Publikum: Welche Werte, Interessen, Bedürfnisse und Erwartungen hat dein Publikum? Höre den Menschen zu, die du erreichen willst. Was beschäftigt, wollen, brauchen sie? Welches Problem besteht? Warum sind sie es bisher noch nicht angegangen? Was können sie lernen?

Protagonist: Der “Held” deiner Geschichte, in dem sich das Publikum erkennt. Baue Gemeinsamkeiten zwischen Publikum und Protagonist auf (Werte, Interessen, etc.)

Struktur des Storytelling-Canvas

Anfang: Wie ist die aktuelle Situation und was war bisher? Was denkt, fühlt, weiß, will das Publikum, bevor es die Story kennt? Beschreibe die Ambition. Schaffe Kontext: Was muss eingeführt/erklärt werden? Wer ist involviert? Backstory/Auslöser für Situation? Hemmnisse/Barrieren? Bad Guys? Bei Vorträgen und Erklärstücken gut geeignet: 1. Gemeinsame Basis aufbauen (Agree); 2. Was hat das Publikum am Ende davon, dass es dir Aufmerksamkeit schenkt? (Promise); 3. Neugierig machen (Preview).

Herausforderung: Beschreibe das Problem. Was macht der Protagonist, was sind die Reaktionen, welche nächsten Herausforderungen entstehen daraus?

Maßnahmen / Klimax: Was ist das eine Ding, das uns die Herausforderung lösen lässt? Was ist dein Punkt (Aha-Moment für Publikum)? Es hilft, hierfür ein Key Visual zu kreieren.

Schluss: Ende und Ergebnis. Was denkt, fühlt, weiß, will das Publikum, nachdem es die Story kennt?

Bonus: In der unteren Zeile habe ich in einer Art “Cheatsheet” nochmal alle wichtigen Grundsätze guten Storytellings als Gedächtnisstütze aufgeführt.

Plottelling und Storytelling

Storytelling ist mittlerweile zu einer Phrase verkommen. Jeder kann es (angeblich). Dabei werden im besten Fall doch einfach nur Metaphern bemüht, um Zusammenhänge besser zu vermitteln. Im schlimmsten Fall einfach ein Vorgang bzw. Ablauf erklärt. Beides ist für mich „Plottelling“, mit Story hat das nichts zu tun. Wo der Unterschied ist?

E.M Forster beschreibt es in seinem Buch „Aspects of a Novel“* wie folgt: Ein Plot ist eine „Erzählung der Ereignisse, mit Betonung auf Kausalität“. Er veranschaulichte den Unterschied mit diesem bekannten Beispiel: „Der König ist gestorben und dann ist die Königin gestorben“. Im Gegensatz dazu die Story: „Der König ist gestorben, und dann ist die Königin vor Trauer gestorben.“

Ein Plot beschreibt die Handlung, das was passiert.

Eine Story beschreibt die Geschichte, also das Warum und Wie.

Oder wie der Regisseur und Produzent Martin Scorsese in folgendem Video erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=WrkHyvl5NeI

Wenn sich Filmemacher, Autoren und Realisatoren der Story bewusst werden, dann wissen sie auch in ihrer alltäglichen Arbeit, wie das Filmkonzept auf „granularer Ebene“ auszuarbeiten oder in Bildeinstellungen aufzulösen ist. Dann stimmen nicht nur die einzelnen Handlungsschritte, sondern auch die Stimmung, die Tonalität und den innere Logik. Für einen guten Film ist beides wichtig – Story und Plot.

Foto: DaveBleasdale, Flickr, lizensiert unter CC BY 2.0

360​-Grad-Videos – Produktion und Anwendungen

Möchte man dem ein oder anderen Marketing- oder Journalismus-Guru glauben schenken, wird 2016 das Jahr des 360​-Grad-Videos. Und sicher: Wer das gehypte Thema ganz nüchtern betrachtet, wird schnell feststellen, dass Virtual Reality (VR) / 360°​-Videos Potentiale für Publisher und Unternehmen haben. Schauen wir uns einmal an, wie die Produktion abläuft, was technisch zu beachten ist und in welchen Bereichen sinnvolle Anwendungen stecken. (mehr …)