Es gibt keine Branche, die nicht vor großen Veränderungen steht. Sind nun die PR-Agenturen dran? Ein Gedankenspiel.
Zuerst war da der Wandel zur “agilen” Agentur. Keine PR-Agentur, die mehr ohne das Buzzword auskommt. Getrieben durch die Auftraggeber, die eine höhere Effizienz und Kontrolle wünschen, wurden Arbeitsweisen neu gedacht. Da Prozesse von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand gestellt werden, entschieden in der jüngeren Vergangenheit gerade größere Unternehmen deshalb bei der Frage nach “Make or Buy?” immer öfter zugunsten des Selbermachens. Es entstanden Joint-Ventures oder hauseigene Agenturen, in Deutschland bspw. bei Mercedes (Antoni), Innogy (C3/Innogy) oder ThyssenKrupp (Bobby & Carl). Auch für mittelständische Unternehmen könnten diese Strukturen einer hybriden Agentur sinnvoll sein. Das Ergebnis: Die Unternehmen holen ein Stück weit Know-How zurück ins eigene Haus und würden neben strategischen auch immer öfter operative Aufgaben wahrnehmen.
Im nächsten Schritt könnten Unternehmen den Insourcing-Prozess weiter fortführen. Unterstützung benötigten sie dann nur noch auf Basis von zeitlich befristeten Projektarbeiten. Kleine, spezialisierte Agentur-Teams, manchmal vielleicht auch nur einzelne Freiberufler würden in kürzeren Zeitspannen als heute üblich mit Auftraggebern zusammenarbeiten. Die geringere Abhängigkeit von Dienstleistern würde in der Folge die Zeiten für Abstimmungen und Koordination verringern.
Weitergedacht bedeutet dies, dass die Mehrheit unter den Agenturen, die Full-Service-Dienstleister, die von Content Marketing, PR, Werbung bis hin zu einzelnen Disziplinen wie Events und Video alles können, auf lange Sicht nicht mehr gefragt sein werden. Die Zeit wäre dann gekommen für die spezialisierten Nischen-Agenturen, die ihr Handwerk bis zur Perfektion beherrschen und über fundiertes Fachwissen und Erfahrung verfügen. Dann lesen wir vielleicht nicht mehr in Branchenmedien, wer aktuell wieder Europas größte Content-Marketing-, sondern vielleicht wer Europas größte Video-Agentur ist.
Tritt diese Insourcing- bzw. Inhouse-Entwicklung tatsächlich ein, werden davon beide Seiten profitieren. Von weniger Abstimmung und zunehmender Flexibilität beide Seiten. Auftraggeber würden mittelfristig effizienter sein – was sich natürlich auch finanziell bemerkbar macht. Auftragnehmer hätten keine unbezahlten, zeit- und personalaufwändigen Pitches mehr.
Fazit: Ich bin ich mir sicher, dass es sich für Unternehmen und Agenturen durchaus lohnt, mal mehr als fünf Minuten über diesen sich abzeichnenden Trend nachzudenken.
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